Im März 2019 trafen ich und meine Frau die Entscheidung dem Verbrenner Lebewohl zu sagen und wir erfüllten uns den langersehnten Wunsch eines Elektroautos. Hindernis war bisher für mich der Punkt Reichweite und Preis. Dies änderte sich durch die Markteinführung des Tesla Model 3 Long Range für einen Preis unter 60.000 Euro und 560 km Reichweite (WLTP). Wie die Reichweite in der Praxis aussehen wird, wussten wir damals bei der Anschaffung des Tesla Model 3 als Long Range Variante noch nicht. Jetzt, nach über 1 Jahr und 32.696 km Fahrstrecke später sind wir schlauer, aber dazu und wie oft wir abgeschleppt wurden, gleich mehr.
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Ausschlaggebend für den Wechsel vom Verbrenner-Motor auf ein Elektroauto war die Markteinführung des Tesla Model 3 in Deutschland. Das Tesla Model 3 ist das erste Elektroauto, das unseren unterschiedlichen Fahranforderungen entsprach und unseren Verbrenner in Sachen Reichweite und annehmbaren Preis ersetzen konnte. Wichtigste Anforderung war für uns ein Reichweite von mind. 400 km mit einer Akkuladung, Platz für bis zu 5 Personen und für Gepäck von 2-3 Personen für Urlaubsfahrten oder Ausflüge.
Tesla Model 3 – höherer Preis amortisiert sich durch geringere laufenden Kosten
Der Preis für Elektroautos ist aktuell noch höher als der von vergleichbaren Verbrenner, aber man hat einen Kostenvorteil durch den niedrigen Preis des Stromverbrauchs und Wartungskosten, die bei 1/3 und darunter liegen. Der höhere Preis amortisiert sich durch zügig durch jeden gefahrenen Kilometer. Bei einem Durchschnittsverbrauch von ca. 16,4 kwh und einem Preis von ca. 0,33 Euro/kwh kommt man auf einen ca. Preis von 5-6 Euro für 100 Kilometer.
Übersicht zu Preis und Reichweite des Tesla Model 3
Tesla Model 3 Long Range (Allrad) | Tesla Model 3 Performance (Allrad) | Tesla Model 3 Standard Plus (Heckantrieb) | |
Tesla Model 3 Preis + Bearbeitungsgebühr – Umweltbonus BAFA Endpreis | 49.990 Euro + 980 Euro – 5.000 Euro 45.970 Euro | 54.990 Euro + 980 Euro – 5.000 Euro 50.970 Euro | 39.990 Euro + 980 Euro – 6.000 Euro 34.970 Euro |
Reichweite (WLTP) | 560 km | 530 km | 415 km |
Verbrauch (WLTP) | 14,1 kWh/100 km | 15 kWh/100 km | 14,1 kWh/100 km |
Akku-Kapazität | 75 kWh | 75 kWh | 50 kWh |
Leistung | 440 PS | 510 PS | 306 PS |
Die „Reichweiten-Angst“ im Kopf
Nachdem wir unser Smartphone, welche den Autoschlüssel ablöst, mit dem Tesla Model 3 gekoppelt hatten, ging der Verkäufer bei Abholung des Fahrzeugs die Funktionen auf dem Display im Cockpit mit uns durch. Das Display zeigte eine Reichweite von 499 km bei einem Ladestand von 100% an. Okay, das ist dann schon ein etwas mehr realistische Reichweite als die WLTP Angabe mit 560 km. Als Elektroauto-Neuling fuhr bei uns in den ersten Wochen die Reichweiten-Angst als Beifahrer bei vielen Fahrt mit, dies sollte sich die nächsten 32.696 km aber ändern.
Reichweite des Tesla Model 3 im Alltag
Die Reichweite des Tesla Model 3 ist somit im Alltag keine Thema für uns, da wir im Durchschnitt 40 km am Tag fahren. Wir liegen damit um 1km höher als der deutsche Durchschnitt, der bei 39 km liegt und 32 km auf den Arbeitsweg entfallen. Alltagsfahrten sind allgemein Fahrten zur Arbeit, Besorgungen, Kinder herumkutschieren etc. Wir haben im Alltag so viel Reichweite das theoretisch 1 mal die Woche laden reicht. Der normale Anwendungsfall beim Laden eines Elektroautos, bei mir das Tesla Model 3, ist die Verwendung eines Typ 2 Steckers. In der Regel steht einem die Leistung von 11 kW zur Verfügung und d.h. man lädt zwischen 60-70 km Reichweite in einer Stunde auf. Beim Elektroauto ist allerdings ein Umdenken beim Laden im Vergleich zum Benzintanken notwendig:
Ein Elektroauto lädt man nicht erst wenn es leer ist
sondern immer wenn sich die Möglichkeit ergibt.
Unter Alltagsbedingungen verbraucht unser Tesla Model 3 im Schnitt ca. 16,4 kWh auf 100 km was bei der Batteriekapazität von 75 kWh eine Reichweite von ca. 450 km entspricht (ohne Aero-Radkappen, Klimaanlage zu 50% an). Die größten Einflussfaktoren auf die Reichweite sind Geschwindigkeit und Außentemperatur.
Unsere Alltagsfahrten finden meist in der Stadt und Umland statt. Die gefahrenen Geschwindigkeit liegen zw. 50 und 100 km/h was ein niedrigen Stromverbrauch und damit höhere Reichweite begünstigt. In der Praxis stecken wir das Elektroauto aber so oft wie möglich ans Stromnetz an, da es für die Lebensdauer des Akkus von Vorteil ist die Ladung zwischen 20% und 80% zu halten. Meine persönliche Erfahrung ist, dass das Fahrzeug in der Stadt am sparsamsten fährt was Verlust der Reichweite anbelangt, weil man nicht schneller als 50 km/h fahren kann. Im städtischen „stop and go“-Verkehr ist die Rekuperation so gut, das selbst das ständige Anfahren keinen erhöhten Stromverbrauch mit sich bringt.
Reichweite des Tesla Model 3 auf Autobahnen mit 200km/h
Die erste Autobahnfahrt machten wir gleich nach der Fahrzeugabholung auf der A9 von Nürnberg nach München mit der Tachonadel am Anschlag (okay, die gibt es mittlerweile nicht mehr). Wir sind ziemlich gestört gefahren, soweit es ging auf 200 km/h beschleunigt oder sonst mit 160-170 kmh „durchgeheizt“ (Verbrenner-Slang). Also gleicher Fahrstil wie man mit einem Verbrenner auf der Autobahn fährt. Da stieg der Verbrauch gleichmal auf ca. 25-30 kWh was einem dann nur noch ca. 230 oder weniger Kilometer Reichweite bringt. Die Erkenntnis des Tages war, bei Autobahnfahrten mit einem Elektroauto muss man einen gestörten Fahrstil ablegen *Überraschung!*.
Mittlerweile fahren wir auf der Autobahnen so weit es geht 135 km/h und das ist eine sehr angenehme Reisegeschwindigkeit. Ich hab das Gefühl auch nicht viel später anzukommen. Vor allem bin ich viel entspannter und die Unfallgefahr sinkt. Das Elektroauto hat uns in dieser Hinsicht zum Positiven umerzogen. Danke Elektroauto!
Ist die Reichweite des Tesla Model 3 für die Fahrt in den Urlaub ausreichend?
Mittlerweile haben wir die letzten 32.696 km mehrere Urlaubsfahrten mit dem Tesla Model 3 gemacht. Von München nach Frankreich einfach 900 km und mehrere Fahrten mit einfacher Wegstrecke von 600 bis 800 km. Am Wochenende machen wir von München aus regelmäßig Ausflüge in die Alpen, manchmal mit bis zu 300 km in Summe. Das Navi berechnet automatisch bei Fahrziel-Eingabe wo man dazwischen laden sollte. Man muss somit nicht vor Fahrtbeginn selbst einen Plan mit Ladestopps oder Ähnliches aufstellen. Die Reichweitenangst bzw. die Angst liegen zu bleiben, hatte sich nach den ersten 10.000 km so ziemlich um 99% reduziert.
Wie ist die Reichweite des Tesla Model 3 auf der Autobahn
Wir haben uns einen Ladestopp am Tesla Supercharger in der Regel nach 2 bis 2,5 Stunden Autofahrt angewöhnt. Das Laden am der Schnellladesäule dauert ungefähr 30 Minuten in denen man wieder eine Reichweite für weiteren 300-350 km für die Autobahn bei 135 km/h nachlädt. Während der Ladezeit kann man sich auf dem Display des Teslas eine Netflix Serie ansehen oder man geht Esse, sich die Beine vertreten. oder hält einen Plausch mit einen netten anderen Tesla-Fahrer.
Das Fahrgefühl mit einem Elektroauto auf längeren Strecken ist sehr entspannt, da leise und unkompliziert. Das Fahrzeug hat mit 462 PS so viel Power das man spielend mit 180 km/h überholen kann. Der Durchschnittsverbrauch des Tesla Model 3 liegt bei dieser Fahrweise (Regelgeschwindigkeit bei 135 km/h) auf der Autobahn bei etwa 21 kWh auf 100 km was so ca. 350 km entspricht. Nachdem das Supercharger-Netzwerk gut ausgebaut ist, hat man beim Reisen keine Probleme. Anstehen musste wir bis jetzt nirgends, kein Abschleppen, kein Liegenbleiben, keine leere Batterie und nur einmal sind wir koordiniert unterhalb von 50 km Restreichweite am nächsten Supercharger angekomen.
Reichweite Sommer wie Winter?
Die Außentemperatur spielt eine große Rolle, extreme Kälte wirkt sich jedoch stärker als Wärme auf den Verbrauch und somit die Reichweite aus. Aber wie verhält es sich mit dem Tesla Model 3 und der Reichweite im Winter? Bei Minusgraden hält das Batterie-Management-System den Akku automatisch in einem bestimmten Temperaturbereich, das kostet Strom ist aber sinnvoll. So kann die Akku-Lebensdauer viele 100.000 km betragen. Im Alltagsgebrauch in den Wintermonaten stieg der Verbrauch bei uns auf von 16, 4 auf 20 kWh bei Temperaturen zwischen 0 und -10 Grad (Heizung Innenraum).
Je tiefer die Temperatur sinkt, desto härter der Reichweitenverlust. Bei Minus 20 Grad können es auch 50% sein, das ist in der deutschen Wetterrealität aber sehr selten der Fall. Wenn dann mal Nachts an wenigen Tagen im Winter wenn das Fahrzeug draußen steht, kann am Morgen die Restreichweite geschrumpft sein. Wir hatten im Winterurlaub zwar einen Mehrverbrauch und somit niedriger Reichweite, aber nach dem Ladeprinzip wann immer möglich laden gab es nie einen leeren Akku oder Liegenbleiben.
Reichweite im Sommer bei Hitze
Im Sommer sieht das ganze anders aus. Solch große Verluste was Reichweite angeht, hat man hier nicht. Jedoch gibt es auch einiges zu beachten. Die Batterie muss selten gekühlt werden, da sie sich durch die Lage im Unterboden weniger aufheizt. An heißen Tagen ist die Klimaanlage ein großer Verbraucher, aber sie arbeitet dennoch effizient und reduziert die Reichweite geschätzt maximale um 5-10%. Um dennoch den Akku zu schonen, sollte wenn möglich in Garagen oder in schattigen Plätzen geparkt werden. Um erstens der Batterie keine hohen Temperaturen zuzumuten und um das Auto nicht unnötig aufzuheizen, was dann wieder durch die Klimaanlage gekühlt werden muss.
Auch bei längeren Standzeiten von Elektrofahrzeugen so auch beim Tesla Model 3 sollte im Sommer die Batterie nicht zu 100 Prozent geladen sein, ein völliges Entladen ist auf der anderen Seite auch wenig ratsam. Wie so oft ist die goldene Mitte die Lösung. 20–80 Prozent sind optimal für den Akku.
Mein Fazit zur Reichweite des Tesla Model 3 Long Range

Zum Elektroauto-Mythos
Liegengeblieben und abgeschleppt: 0
Zusammenfassend hatte das Tesla Model 3 für eine Fahrstrecke von 32.696 km zwischen März 2019 und Juni 2020 einen durchschnittlichen Verbrauch von 17,3 kWh was einer Reichweite von 433 km entspricht.
Reichweite Autobahn (bei 135 km/h):
350 km
Reichweite im Alltag (Stadt und Umland):
450 km
Das Tesla Model 3 gibt es in zwei Akkugrößen mit 50 kWh und 75 kWh. Ich bin von der Reichweite des größeren 75 kWh Akkus überzeugt und würde diesen immer den Kleineren aus zwei Gründen vorziehen.
In den Wintermonaten, an bitterkalten Tagen, kann der Reichweitenverlust durch den Strombedarf des Batterie-Management-Systems unter Umständen sehr hoch sein und zweitens kann mit den Jahren die Batterie degenerieren. Ich rechne mit bis zu 10%, deshalb ist ein höhere Ausgangsgröße von Vorteil.
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Und was kostet Tesla 3 fahren pro km unter dem Strich?
Interessante Frage, laut ADAC Autokosten-Rechner (https://www.adac.de/infotestrat/autodatenbank/autokosten/autokosten-rechner/default.aspx) liegen die Kosten zw. 0,50 Euro und 0,60 Euro pro gefahrenen Kilometer. Beim Performance Model etwas höher bis 0,68 Euro. Der ADAC legt immer 4 Jahre Betrachtungszeitraum bei 15.000 km p.a. zu Grunde. Ich hatte bis jetzt nur Strom- und Versicherungskosten sowie Wertverlust, d.h. nur ca. 56% der vom ADAC angesetzten Kosten. Das würde 0,35 Euro Kosten für 1 Kilometer entsprechen.